Ein Trauma ist ein Erlebnis oder Ereignis, dass als lebensbedrohlich erlebt wird, bei dem es keinen Ausweg gibt, weil man weder fliehen noch sich dagegen wehren kann. Ein Trauma überfordert die individuellen Bewältigungsmöglichkeiten des betroffenen Menschen, so dass es tiefe Spuren nach sich ziehen kann. Oft bewirkt ein Trauma das Gefühl es nicht mehr aushalten zu können. Es fühlt sich unerträglich an und bewirkt große seelische und körperliche Schmerzen. Es überwältigt einen Menschen und lässt ihn hilflos und ohnmächtig zurück.
Ein Trauma kann durch ein einmaliges Erlebnis ausgelöst werden, wie z.B. eine Naturkatastrophe oder einen Unfall. Hier spricht man von einem Mono- oder Akuttrauma.
Erlebt ein Kind viele verschiedene schwere Erlebnisse, wie z.B. Vernachlässigung, Missbrauch (emotional, körperlich, geistlich, sexuell), Krankenhausaufenthalte, Verlust von Bezugspersonen oder schwere Erkrankungen derselben, spricht man von einem Komplextrauma. Meist beinhaltet dies auch ein Bindungstrauma.
Von einem Entwicklungstrauma oder Bindungstrauma spricht man, wenn Kinder in den ersten 3 Jahren keine sichere Bindungserfahrungen machen. Mal ist die Bezugsperson da und reguliert das Kind, mal ist sie das nicht. Das Kind wird immer wieder seinen Gefühlen selbst überlassen und kann nicht lernen, sich selbst zu regulieren/ sich zu beruhigen, weil die Bezugsperson ihm das nicht vorlebt und es co-reguliert. Hinzu kommen Gründe wie oben beschrieben oder auch traumatisierte Eltern, große finanzielle Sorgen, Trennung der Eltern. Ein Entwicklungstrauma ist auch immer ein Komplextrauma.
Mein Vorgehen orientiert sich an den 5 Etappen der christlichen Traumabegleitung (ICTB).
Etappe 1 Beziehungsaufbau, Diagnostik und ressourcenorientierte Selbstregulation
Am Anfang der Begleitung steht der Vertauensaufbau, der für schwer verletzte Menschen oft eine große Herausforderung darstellt. Der Traumabegleiter braucht Klarheit über Diagnose und Art des weiteren Vorgehens. Den Betroffenen hilft es sehr, Wissen über die Zusammenhänge von Trauma und Folgen zu erhalten und wahrzunehmen, dass sie „ganz normal“ auf extreme, unnormale Ereignisse in ihrem Leben reagiert haben. Es geht nun darum, die eigene Wahrnehmung zu fördern und Selbstregulation einzuüben. Wertvoll ist dabei auf gemeinsame Schatzsuche zu gehen, Stärken, Ressourcen und Möglichkeiten zu entdecken und ins Leben zu integrieren.
Etappe 2 Stabilisierung, Innere und äußere Sicherheit
Stabilisierung bedeutet, wieder Boden unter die Füße zu bekommen. Grundlage des weiteren Weges ist ein förderndes und sicheres Umfeld. Mit Hilfe von Distanzierung, Reorientierung und guten inneren Bildern erlernen die Betroffenen sich selbst zu regulieren und im Hier und Jetzt zu verankern. Bilder des Glaubens werden zur Ermutigung und fördern das Erleben von Schutz und Geborgenheit.
Etappe 3 Arbeit mit dem Inneren
Bei komplexer Traumatisierung ist die Arbeit mit inneren Anteilen ein Schwerpunkt der Begleitung. Es geht darum, die inneren Zusammenhänge kennen und verstehen zu lernen. Ziele sind, innere Kommunikation und Kooperation zu fördern, kontrollierende Anteile zu gewinnen, verletzte und bedürftige Anteile zu versorgen. Besonders wertvoll ist es, wenn Anteile Begegnung mit Jesus erleben können, Trost und Ermutigung erfahren und in seiner Gegenwart Heilung erleben können.
Etappe 4 Traumabearbeitung
Grundlage der Traumabearbeitung ist, dass Inzwischen Stabilität und Kapazität aufgebaut werden konnte. Nun geht es darum, sich den schwierigen Zusammenhängen und Erfahrungen zu stellen, so dass die Fragmente aus dem Traumagedächtnis gesammelt, realisiert, umgespeichert und integriert werden können. Die alten eingefrorenen Traumabilder verlieren ihren Schrecken, Trost, Zuspruch, Ermutigung und Wiederherstellung werden möglich.
Etappe 5 Integration und Perspektiven
Innere Anteile haben Trost, Versorgung und Veränderung erfahren und können nun mehr und mehr eins werden. Die Betroffenen verstehen, dass das alles wirklich ihnen geschehen ist und welche Bedeutung dies für ihr Leben hatte. Trauerprozesse brauchen Begleitung, Zeit und Raum. Möglichkeiten, Würde und Wert dürfen neu bewusst werden, das Leben als lebenswert entdeckt und die Zukunft selbstwirksam gestaltet werden.
Wie sich Traumafolgestörungen äußern können:
Gefühlsüberflutungen; Flashbacks/ Alpträume; Innere Gedanken, Stimmen die laut werden, innere Diskussionen
Verdrängung/Verleugnung, wenig Erinnerung, Erinnerungslücken; Vermeidung von bestimmten Situationen
Sich oder den eigene Körper nicht richtig spüren oder den Bezug zur Realität vorübergehend verlieren,
Identitätsverzerrungen,
Probleme mit anderen Menschen, Rückzug, Misstrauen, Wunsch zu kontrollieren
Ständiger innerer Stress/ Anspannung; somatische Dysregulation; Probleme mit aktuellem Stress umzugehen; Sucht/ Selbstverletzendes Verhalten; Schuldgefühle/ Scham